Unser Silberschmuck
Altes Schild an neuer Kette
Abschrift aus dem Buch: Schützen – Glanz und Gloria, Horst
Thoren / Dr. Britta Spies*
(Die Bilder wurden nachträglich eingefügt - sind aber
teilweise auch in dem Buch enthalten)
Das Bild, das den ersten Schützenkönig der St.
Margareten-Bruderschaft Hockstein
im Jahr 1925
zeigt, beweist, dass die Gemeinschaft schon direkt nach der Gründung am 17.
Mai 1925 über eine Königskette verfügte. (**)
Ob es sich bei dem hochovalen Anhänger, der die Brust von
König Wilhelm Pellen schmückt, um das erste Königsschild oder um ein von der
Bruderschaft angeschafftes Zentralschild handelt, ist heute nicht mehr bekannt.
Aber es wird deutlich, dass die Schützen entschieden hatten, eine klassische
Schwellkette anzulegen, bei der die von den Königen gestifteten Anhänger die
Kette jährlich wachsen lassen. Und die erhaltenen Fotos zeigen auch, dass das
Hocksteiner Königssilber nach einigen Jahren bereits nicht nur über mehrere
Plaketten, sondern auch über einen Silbervogel verfügte.
In den Wirren des Zweiten Weltkriegs ging das Königssilber
verloren und ließ sich auch durch intensive Nachforschungen nicht mehr
auffinden. Vermutlich hatte der damalige Brudermeister das wertvolle Stück
mitgenommen, als er mit seiner Familie 1944 nach Magdeburg evakuiert wurde. Auf
dem Rückweg nach Mönchengladbach im Mai 1945 ging die Kette dann verloren. Die
Bruderschaft bemühte sich jahrzehntelang, Informationen über den Verbleib der
Kette zu erhalten, und startete nach Öffnung der Grenzen zur DDR auch einen
Versuch mit einem öffentlichen Aufruf in der Presse. Unter der Überschrift „Wo
ist das Hocksteiner Königssilber?“ erschien in der „Magdeburger Volksstimme“ am
7.Juli 1992 ein Artikel, in dem die Geschichte des verschwundenen Silbers
beschrieben wurde (***). Aber die Kette blieb weiterhin verschollen.
Zum ersten Schützenfest nach dem Krieg hatte sich die
Bruderschaft 1949 eine neue Kette fertigen lassen.
Auf den ersten Blick sieht man der Kette nicht an, dass sie
eine Neuanschaffung ist, denn die Bruderschaft ließ einige Schilde anhängen, die
für die künftigen Könige bestimmt sein sollten. 1950 wurden diese
„Blanko-Plaketten“ jedoch wieder entfernt und es wurde die Aufgabe des
jeweiligen Königs, einen Anhänger zu stiften. In diesem Jahr erhielt die Kette
auch ein neues Zentralschild: Eine eckige Plakette mit der Darstellung der
Patronin der Bruderschaft, der hl. Margareta von Antiochien, die der Legende
nach durch ihren Glauben den Teufel in Gestalt eines Drachens überwunden hat und
der ihr auf diesem Silberschilde daher auch zu Füßen liegt. Um die Darstellung
der Heiligen herum läuft ein Schriftband, das nicht nur den Namen der
Bruderschaft, sondern auch den Wunsch „St. Margareta bitte für uns“ wiedergibt.
Gekrönt wird die Darstellung von einem Christusmonogramm, gebildet aus den
griechischen Buchstaben X (Chi) und P (Rho) den Anfangsbuchstaben des Namens
Christus. Das schön gearbeitete,
ornamental verzierte Stück blieb auch erhalten, als die Bruderschaft 1978 ein
neues Silber gestalten ließ, und bildet nach wie vor den Blickfang der
Königskette. Ergänzt wurde das Schild mit der Schutzpatronin durch zwei kleine
rechteckige Platten. Eine davon trägt den Namen der Bruderschaft „St. Margareta
Bruderschaft Hockstein 1925“ in modern gestalteten Buchstaben. Die zweite Platte
nimmt Bezug auf das Vogelschießen, durch das die Kette errungen werden kann, und
zeigt einen Vogel mit ausgebreiteten Schwingen und Krone vor einer stilisierten
Schießscheibe. Die eigentliche Kette besteht aus quadratischen Plättchen, die
durch feine Ketten miteinander verbunden sind. Abgesetzte Felder, je vier auf
jeder Plakette, sind dazu bestimmt, die Namen der Könige von 1949 an
aufzunehmen. Die Namen der Könige bis 1939 haben auf der Rückseite der
Zentralplatte Platz gefunden. 1986 wurde das Silber noch durch einen modern
gestalteten Vogel ergänzt, der im Stil zur Kette passt. Zur Kette gehören auch
zwei passende Orden für die Minister. Der Gestalter des Silbers, Gerhard Zipp,
wusste, wie es sich anfühlt, eine Königskette zu tragen, denn im Jahr 1965 war
er Jungkönig der Hocksteiner Bruderschaft. (Anm.: Hier liegt ein
Übermittlungsfehler vor, Jungkönig war Heinz-Günter Zipp)
Und fast zwanzig Jahre später entwarf er eine neue Kette
für seine Nachfolger in diesem Amt. Das Silber für den Jungkönig aus dem Jahr
1986 ist passend zur Königskette gearbeitet.
Wie dort sind Plaketten dafür vorgesehen, mit den Namen der
Könige graviert zu werden. Die Krone auf dem Hauptschild und der daran
angebrachte, modern gestaltete Vogel verweisen auf das Amt des Trägers der
Kette. Wie vielleicht auch nur wenige Mitglieder der Bruderschaft selbst wissen,
existiert sogar ein drittes Königssilber: 1977 trug der 78-jährige König Josef
Lützerath, von seinen Mitbrüdern liebevoll „Opa“ Lützerath genannt, eine neue
einfache Kette, die für ihn in seinem Alter leichter zu tragen war. Wie es zur
Anschaffung dieser leichten Kette kam ist heute nicht mehr bekannt, aber sie
half dem König „Opa“ Lützerath auf jeden Fall, sein Königsjahr „unbeschwert“ zu
erleben. Letztlich war dies jedoch auch das einzige Jahr, in dem dieses Silber
zu sehen war, denn der nächste König, Lambert Schürmann, trug 1978 bereits die
neue Kette mit dem alten Schild der hl. Margareta.
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Königskette |
Jungkönigskette |
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Tanzsilber König |
Tanzsilber Jungkönig |
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Brudermeisterkette |
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(*) Dr. Britta Spies ist Leiterin des Rheinisches
Schützenmuseums in Neuss. Die Daten und Fakten über unsere Silberketten, sowie
die Fotos wurden vom Schriftführer Ralf Kremer in wochenlanger Arbeit zusammen
getragen und an das Museum Neuss übergeben.
(**) Zur Geschichte der Bruderschaft vgl. St.
Margareten Bruderschaft Hockstein, Festschrift zum 75-jährigen Bestehen 2000
(***) Zeitungsartikel „Wo ist das Hocksteiner
Königssilber?“, in Magdeburger Volkstimmer, 7. Juli 1992, S.13
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